Seit einigen Monaten führen die Türkei und ihre Milizen einen Angriffskrieg gegen die basisdemokratische Gesellschaft in Rojava, ein autonomes Gebiet in Nordsyrien. Dort wird kurdische Selbstverwaltung durch Rätesysteme praktiziert, bei dem auch Gendergerechtigkeit und Umweltschutz eine wichtige Rolle spielen. Wir stehen in Solidarität mit dem Widerstand in Rojava. Die unfassbaren Verbrechen gegen die Menschlichkeit und das Leid der massakrierten und vertriebenen Menschen machen uns traurig und wütend. Aber warum schreiben wir, eine lokale deutsche Klimagerechtigkeitsgruppe, eine Solidaritätserklärung mit einer Bewegung die tausende Kilometer von uns entfernt stattfindet und auf den ersten Blick wenig mit unseren Themen zusammenhängt? Unsere Antwort istganz klar: one struggle, one fight. Wir wollen Kompliz*innen sein im Kampf gegen Unterdrückung und Faschismus, gegen Naturzerstörung und Patriarchat. Wir wollen keine Stellvertreter*innenpolitik, in der wir darauf warten, dass in Rojava die freie Gesellschaft erschaffen wird, während hier die Panzer gebaut werden die sie zerschlagen. Der Widerstand in Rojava ist von unseren Bewegungen nicht zu trennen, wenn wir erkennen, dass die grundlegenden Probleme die gleichen sind. Eine auf Profitlogik und Expansion ausgerichtete Wirtschaft die von militarisierten Nationalstaaten durchgesetzt wird. Eine Spaltung der Gesellschaft durch Sexismus und Rassismus, die das Patriarchat erhält und den Boden für Faschismus bereitet. Einvon Hierarchien durchzogenes System, in dem es möglich ist, dass einige wenige auf Kosten vielerleben können.Die Politik des türkischen Staates zeigt uns momentan in aller Härte, wie gesellschaftliche Ungerechtigkeit und Umweltzerstörung zusammenhängen. Wenn in Afrin Bomben fallen und Olivenhaine brennen; wenn in Hasankeyf in Kurdistan ein großes und wichtiges Flussökologiesystem und einmalige Kulturstätten überflutet werden sollen, dann sehen wir, dass die Krise der Ökologie und gesellschaftliche Ungerechtigkeiten nicht voneinander zu trennen sind. Dass wir die Zerstörung der Umwelt nur verhindern können, wenn wir die Herrschaft von Menschen über Menschen bekämpfen. Dass Umweltzerstörung und Klimawandel nur das Symptom eines Systems, das auf Ausbeutung und Dominanz beruht, sind. Die Folgen des Klimawandels sind nämlich schon heute die Verschärfung von Kriegen, Hungersnöten und Katastrophen. Vor allem weit entfernt von den industriellen Zentren wie Deutschland, wo Klimagase in die Luft gepumpt werden, sind die Auswirkungen davon am stärksten zu spüren. Aber wenn Menschen dort nicht mehr leben können undfliehen, dann sind diesselben reichen Länder verantwortlich, dass zehntausende Menschen sterben, an den immer höheren Mauern die die Festung Europa umzäunen – Die Sahara und das Mittelmeer sind dadurch zum Friedhof geworden. Die Politiker*innen heucheln Entsetzen über den Krieg der Türkei und ihrer Milizen gegen dasdemokratische Rojava. Aber währenddessen sind es deutsche Waffen und Panzer die den Kriegmöglich gemacht haben.Lasst uns diesen Kreislauf durchbrechen, für ein Klima der Gerechtigkeit. Und das müssen wir hier machen, in dieser Stadt, in diesem Land. Denn auch hier müssen wir uns diese Frage stellen: In Anbetracht des Klimawandels kann das Profitinteresse weniger nicht über dem Interesse der Allgemeinheit stehen. Am 29. November haben tausende Klimaaktivist*innen in der Lausitz bei Ende Gelände die Braunkohleindustrie blockiert. Das ist nicht nur ein konkreter Schritt gegen den Klimawandel, sondern bedeutet auch, damit nicht auf die Herrschenden zu warten – viele weitere solcher Schritte sind nötig in Richtung einer klimagerechten Gesellschaft. Wenn hier in Freiburg die Waffenkonzerne Northrup Grumman und Thyssenkrupp kritisiert werden, dann ist auch das ein konkreter Schritt zu sagen: Wir dulden nicht, dass ihr mit Krieg Profite macht. Viele weitere Schritte sind nötig um sicher zu gehen, dass diese sogenannte Green City nicht mehr nur grün ist, weil anderswo Bomben fallen und Menschen ausgebeutet werden. Aber was bedeutet das, Kompliz*innen sein zu wollen? Zu sagen, dass wir den gleichen Kampf führen? Auf den Straßen der Türkei ist der Spruch zu hören: In Kurdistan wird der Faschismus sein Grab finden. Aber nicht nur dort, sondern auch hier, wo die Hetzer*innen wieder laut werden, müssen wir zusehen, dass der Faschismus im Boden bleibt. Nicht nur, weil in der AfD die bescheuertsten Klimawandelleugner*innen sitzen. Sondern auch, weil ihre Idee einer Welt voller Grenzen nicht zu vereinbaren ist mit einer gerechten Welt in Zeiten des Klimawandels. Der Widerstand gegen Krieg und gegen Umweltzerstörung, gegen Unterdrückung und Ausbeutung ist ein und derselbe Kampf. Und denmüssen wir an vielen Orten und auf viele Arten und Weisen führen. Kompliz*in sein heißt: Nicht nur aus der Ferne winken, sondern hier vor Ort praktische Solidarität zeigen. Solidarität bleibt Handarbeit